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Blick in die Geschichte

Schützenbrüderschaft Freiheit als Nachfolgerin des Schützen-Vereins von 1925

Das Schützenwesen in Freiheit blickt auf eine über 325jährige Tradition bis in das Jahr 1673 zurück. Zeitzeugen dafür sind die alten Fahnen der damaligen Schützengesellschaft von 1687 und 1912, die im Museum bzw. in der Heimatstube Freiheit aufbewahrt werden. Die Mitglieder dieser Schützengesellschaft waren so genannte Aktionäre, die ihren Eintritt mit einem "Anteilschein" erwerben mußten. Die meisten Freiheiter Einwohner konnten das Geld für diese Anteilscheine nicht aufbringen. Die Schützengesellschaft hielt bereits damals große Volks- und Schützenfeste ab, besaß Ländereien sowie seit 1872 ein Schützenzelt mit Festplatz auf den Freiheiter Höhen und seit 1912 einen Schießstand in den Breitenbuscher Eichen.

Gründung des Schützen-Vereins Freiheit

In der Gemeinde Freiheit fand am 6. September 1925 auf Antrag von Julius Schumacher und Hauptlehrer Wilhelm Oelkers im Gasthaus Zur Linde (Gastwirt Andreas Ballhausen) die Gründung des "Schützen-Vereins Freiheit" statt, der am gleichen Abend 24 Herren durch Namensunterschrift beitraten. Aus dem Gründungsprotokoll: "Schützenbruder Julius Schumacher, der den Antrag zur Bildung eines Schützenvereins ins Leben rief, eröffnete die Versammlung und die Vorstandswahl wurde vorgenommen. Nachstehende Schützenbrüder wurden auf die Zeit für vier Jahre in den Vorstand gewählt: Ernst Busch, Vorsitzender; Albert Behrens, Cassierer; Albert Nothdurft, Schriftführer; August Mackensen, 1. Schießmeister; Julius Schumacher, 2. Schießmeister; Otto Peinemann, Vereinsbote. Nach der Vorstandssitzung kassierte Albert Behrens in Ausübung seines Amtes Mark 50,- als freiwillige Eintrittsgebühr ein, die bei der Stadt. Sparkasse in Osterode hinterlegt sind.

Zweck des Vereins ist, im Winterhalbjahr Zimmerstutzen und soweit es die Witterungsverhältnisse erlauben Außenschießen auf dem Schießstand der Freiheiter Schützengesellschaft abzuhalten. Laut Unterredung mit der Freiheiter Schützengesellschaft stehen dem neu gegründeten Schützen-Verein Freiheit Geräte und Schießtand zur Verfügung. Der Betrag soll später festgelegt werden.

Freiheit, den 8. September 1925 Busch, Vorsitzender

Am 10. Oktober 1925 fand im Gasthaus Zur Linde das erste Zimmerschießen des Vereins statt, an dem sich 25 Schützen beteiligten. Da man sich in den folgenden Wochen mit der Schützengesellschaft nicht über die Benutzung des Schießstandes einig werden konnte - er stand laut Vertrag dem Schützen-Verein nur an zwei Tagen während des Schützenfestes zur Verfügung - stellte Vorsitzender Ernst Busch am 9. November im Namen des Vereins bei der Staatlichen Oberförsterei Osterode den schriftlichen Antrag auf Überlassung eines Grundstücks zur Errichtung eines eigenen Schießstandes.
In dem darauf folgenden Gespräch bat Forstamtsleiter von Minnigerode den Vorsitzenden Busch, sich doch mit der Schützengesellschaft zu einigen und auf deren, den Planungen entsprechend zu erweiterndem Grundstück neu zu bauen. Die Einigung kam zustande und einem Neubau in den Breitenbuscher Eichen stand nichts mehr im Wege. Es ist also der Weitsicht des Oberförsters von Minnigerode zu verdanken, daß es in Freiheit 1925 nicht zur Zweigleisigkeit der Schützen kam. Der Grundstein für den späteren Zusammenschluß war gelegt.

Neubau und Einweihung des Schützenzeltes

Sonntag, 11. April 1926. Morgens um 9 Uhr wurden von Förster Schmidt und dem Forstgehilfen Borchers die Schießbahnen auf einer Länge von 175 Metern ausgemessen. Der erste Spatenstich erfolgte am 14. April. Die Erdarbeiten gingen schneller als gedacht vonstatten, so daß sie bereits nach 28 Arbeitstagen beendet waren. Bäckermeister August Renziehausen verlor seine dagegengehaltene Wette, ein Faß Bier, spendete außerdem noch ein großes Brot für die vielen Helfer. Fünf Pfund Wurst kamen von Wilhelm Mellinghausen und ein Eimer Rollmöpse von Albert Nothdurft. Zigarren und weitere Getränke spendeten Heinrich Klinge, August Koch, Andreas Ballhausen und Carl Steuerwald. Hauptlehrer Wilhelm Oelkers schenkte dem Verein fünf Goldmark.

29./30.Mai 1926: Das alte Schießhaus wurde abgerissen und unter Einbeziehung des alten Fundamentes mit dem Neubau begonnen. Fabrikant Ernst Fröhlich überließ den Schützen 200 Backsteine, aus denen der Sockel für den Fußboden gemauert wurde. Otto Peinemann übernahm am 51. Arbeitstag das Betonieren. Mit dem Einmauern einer Flasche und einem in ihr befindlichen Dokument sollte der Bau für die Nachwelt belegt werden. Es ging weiter zügig voran. Im Beisein der Mitglieder fand am 11. Juni 1926 das Richtefest und zunftgemäße Weihung durch Zimmermann Wilhelm Holzkamp statt. Die Fensterklappen, angefertigt in der Werkstatt von Tischler Julius Schumacher, konnten am 10. Juli angebracht werden. Die Firma Allwörden überließ den Schützen Asche und Schlacke und stellte die Werkstatt zur Verfügung, in der sich Berthold Peinemann und August Koch mit den Eisenplatten für den Kugel Fang beschäftigten.

Wilhelm Holzkamp begann mit der Herstellung der Blenden, Tischlermeister Hager fertigte die Fenster an. Malermeister Robert Harms und Dachdeckermeister Mügge berechneten dem Verein nur die Materialkosten. Die notwendigen Materialfuhren besorgten Albert Bohrens und Otto Peinemann.

Die Standeinweihung fand in Verbindung mit dem Anschießen am 18. Juli 1926 statt. Vorsitzender Ernst Busch gab den ersten Schuß ab. Die Schußabgabe erfolgte aus Sicherheitsgründen von Osten nach Westen. Die Schüsse wurden vom "Scheibenanzeiger" mit einer Kelle angezeigt. In Zusammenarbeit von Schützengesellschaft und Schützen-Verein Freiheit wurde somit ein Schießstand geschaffen, der mit seinen vier Scheiben - von denen drei vorläufig benutzt werden konnten - allen damaligen Anforderungen entsprach.

Die beiden Vereinigungen pflegten freundschaftliche Beziehungen. So nahmen die Mitglieder des Schützen-Vereins 1926 erstmals am von der Schützengesellschaft ausgerichteten Freiheiter Schützenfest teil. Auf dem Polterabend-Essen am 25. August wurde all denen, die sich am Bau des Schießstandes beteiligt hatten, gedankt. Hauptlehrer Wilhelm Oelkers ging in seiner Rede zuerst auf den Gemeinsinn, die Heimatliebe und das Gefühl der Zusammengehörigkeit der Schützengesellschaft ein, wandte sich dann dem noch jungen Schützen-Verein zu: Zur körperlichen Ertüchtigung gehöre auch die Übung des Auges. Aus diesen Gesichtspunkten sei die Gründung des Schützen-Vereins in Freiheit zu erklären, in dem sich Angehörige aller Parteien und Stande zusammengefunden haben. Was die durch enge Satzungen gebundene Schützengesellschaft nicht leisten konnte, eine Vereinigung aller dem Schießsport huldigenden Einwohner Freiheits zu werden, das wolle der Schützen-Verein sein. Es sei naturgemäß, das beide Vereine Mittel und Wege suchen müßten, um eins zu werden.

Die folgenden Jahre waren geprägt vom Machtwechsel in Deutschland, brachten Änderungen nicht nur in der örtlichen Gemeinschaft, sondern spiegelten sich auch in den Schützenvereinigungen wieder. Trotzdem ließen die Aktivitäten der Freiheiter Schützen nicht nach, und als 1933 zum Schützenfest neben der Reichsflagge auch die Hakenkreuzflagge wehte, hatten Mitglieder wie Karl von Einem, Karl Sue, Karl Ernst und Georg Merten rechtzeitig zum Fest einen neuen Scheibenstand errichtet und das Schießgelände eingezäunt.

Gesellschaft und Verein = Schützenbrüderschaft Freiheit

Im Januar 1934 mußte der Vorstand eine Versammlung einberufen, die sich mit dem Tagesordnungspunkt "Gleichschaltung" auseinanderzusetzen hatte, mit dem gleichen Thema befaßte sich auch der Schützentag in Hildesheim.

Die Schützengesellschaft Freiheit hielt am 5. April 1934 im Freiheiter Hof ihre Generalversammlung ab, Tagesordnungspunkt 4 war von besonderer Bedeutung: Anschluß des Schützen-Vereins. Geschlossen trat dieser mit seinem Vermögen zur Schützengesellschaft über. Sämtliche Mitglieder des Schützen-Vereins, ganz gleich ob sie bereits im Besitz eines Anteilscheins waren oder nicht, wurden als ordentliche Mitglieder übernommen. Ein Eintrittsgeld wurde von den Schützenbrüdern nicht mehr erhoben, da der Schützen-Verein Vermögen mit in die Schützengesellschaft einbrachte.

Der neue Vorstand: Ernst Busch, Führer der Schützengesellschaft; Karl Ernst, stellvertretender Vereinsführer; Karl Müller, Schatzmeister; Bernhard Borchers, Unter-Schatzmeister; Georg Merten, Inventarverwalter; August Mackensen, Schießmeister; Otto Süssmilch, Platzmeister; Fritz Beyer, Werbewart

1934, wurde, um den schon so lange gewünschten Zusammenschluß zu unterstreichen, die Schützengesellschaft in "Schützenbrüderschaft Freiheit e.V." umbenannt und mit der Eintragung ins Vereinsregister besiegelt. Unter der Führung von Major Ernst Busch wurden 1937 die Schützenzelte auf den Freiheiter Höhen und der Festplatz an die Gemeinde verkauft, ehe 1943 der regelmäßige Schießbetrieb eingestellt und 1945 die Schießanlagen zerstört wurden. 1950 löste sich die Schützenbrüderschaft auf, die Wiedergründung fand am 20. Mai statt. Ein Jahr später wurde mit dem Wiederaufbau des Schießhauses begonnen und am 22.Juli 1951 mit einem Kleinkaliberschießen der Betrieb wieder aufgenommen.

1954 übernahm Willi Hofmann die Leitung des Vereins. Automatische Zuganlagen wurden angeschafft und die Arbeiten am Kleinkaliberstand beendet. Die Generalversammlung bezeichnete 1965 den Schießstandbau als "einen Meilenstein in der Geschichte der Schützenbrüderschaft Freiheit". Von der 1963 gegründeten Jugendabteilung konnte zum Schützenfest 1967 der Luftgewehrsstand benutzt werden. Immer wieder standen Renovierungsarbeiten und größere Baumaßnahmen an wie der Einbau einer Küche, Erneuerung des Fußbodens im Thekenbereich oder die in Eigenleistung erstellten acht Kleinkaliberanlagen.

Nach einjähriger Tätigkeit Hellmuth Borrmanns übernahm 1976 Helmut Maaß mit kurzer Unterbrechung den Vereinsvorsitz bis 1992. Unter seiner Amtsführung wurde mit dem Neubau des Luftgewehrstandes begonnen, der am 22.September 1990 im Rahmen einer Schießsportwoche seiner Bestimmung übergeben werden konnte.

Die Generalversammlung 1992 wählte Hans Werrnke zum Vorsitzenden. Auf seine Initiative hin wurde das traditionelle Bestemann-Essen (Königsessen) wieder eingeführt, das Schützenfrühstück musikalisch vom Feuerwehrmusikzug Freiheit umrahmt und mit Show-Auftritten aufgelockert sowie zum Senioren-Stammtisch am Schützenfest Sonntag eingeladen. 1997 stellte sich Hans Wermke aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl.

Nachfolger wurde Horst Pinno, der als ehemaliger Hauptmann und Jugendleiter immer ein offenes Ohr für das Sportschießen und die Jugendabteilung hatte. Neben der Organisation für Unterhaltung nach größeren Schießen, gestaltete man die Bekanntgabe der neuen Würdenträger auf dem Königsball unter Mithilfe des Hauptmanns Volker Fröchtenicht noch spannender. - Mit der Ausrichtung des Jubiläumsschützenfestes 2000 stellte sich der Gesamtvorstand einer weiteren großen Herausforderung.

 


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